Prof. Dr. med. Arnd Dörfler, Direktor des Instituts für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, kandidiert für die Fachkollegienwahl der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Wahlperiode 2024-2028. Hier beantwortet er Fragen zur Wahl, die im Herbst 2023 stattfinden wird.
Herr Professor Dörfler, die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) spielt eine entscheidende Rolle in der Forschungsförderung. Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die DFG-Wahl für die Deutsche Neuroradiologie?
Prof. Arnd Dörfler: Die DFG ist der wichtigste institutionelle Förderer von Forschung und Wissenschaft in Deutschland mit einem jährlichen Förderetat von knapp vier Milliarden Euro. Die Fachkollegien sind dabei ein wichtiges Element in der Selbstverwaltung der deutschen Wissenschaft. Aufgaben sind u.a. die Begutachtung von Förderanträgen und die Weiterentwicklung von Förderprogrammen, so dass sie direkten und großen Einfluss auf die DFG-Förderpolitik haben. Für die DGNR als wissenschaftliche Fachgesellschaft und die Deutsche Neuroradiologie insgesamt ist eine Präsenz im DFG-Fachkollegium und damit die DFG-Fachkollegienwahl von enormer Bedeutung. Nur durch eine starke Vertretung unseres zahlenmäßig nicht sehr großen (Schwerpunkt-)Faches können wir auch eine Schlüsselstellung in der neuroradiologischen Forschungsförderung einnehmen.
Herr Professor Dörfler, warum kandidieren Sie trotz vielfältiger Aufgaben für diese ehrenamtliche Tätigkeit?
Als passionierter Neuroradiologe will ich natürlich unser Fach unterstützen und neuroradiologische Forschung weiter voranbringen. Aber auch der Blick „über den Tellerrand“ in die anderen Fachdisziplinen, andere Themen und Verfahren ist spannend und erfordert Sachverstand und Abstraktion. Hier kann man wahrscheinlich viel Gutes tun und auch Schlechtes verhindern. Jedenfalls ist, unter den Ämtern, die man als Akademikerin oder Akademiker übernehmen kann, die Mitgliedschaft in einem DFG-Fachkollegium etwas Besonderes.
Die Neuroradiologie ist dem Fachkollegium 2.23 Neurowissenschaften zugeordnet im Fach 2.23-07 Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie. Wie beurteilen Sie den Fächerzuschnitt, in dem sich die Neuroradiologie bewegt?
Die Zuordnung der Neuroradiologie zu diesem Fachkollegium bietet Vor- und Nachteile. Die Neuroradiologie ist in der Forschung ein typisches Kooperationsfach. Erfolgreiche Forschung ist dabei nur in einem gut organisierten interdisziplinären Team möglich. Die Einbettung in die Neurofächer als unmittelbare klinische Partner passt daher sehr gut zur traditionell stark ausgeprägten Kooperationsbereitschaft und interdisziplinären Arbeitsweise der Neuroradiologie. Umgekehrt ist die Neuroradiologie innerhalb der Neurofächer zahlenmäßig deutlich unterrepräsentiert. Das macht es nicht immer einfach. Im Vergleich dazu hat die Radiologie mit einem eigenen Fachkollegium ein homogeneres Umfeld. Hier hätten wir als Teilgebiet und vor allem enger radiologischer Partner aus vielerlei Gründen auch sehr gut, vielleicht besser hineingepasst. Das können wir aber nicht mehr ändern und müssen es so annehmen. Umso wichtiger ist es daher, dass viele wahlberechtigte Kolleginnen und Kollegen aus der Radiologie mit ihren anteiligen Stimmen auch das Schwerpunktfach Neuroradiologie unterstützen – das gilt umgekehrt natürlich auch.
Welche Art von Forschungsanträgen würden Sie sich aus der Neuroradiologie wünschen?
Ich will mich hier gar nicht festlegen. Wichtig ist doch, dass überhaupt viele und gute Anträge aus der Neuroradiologie gestellt werden, ob als Einzelförderungsanträge oder – noch besser – als Gruppenförderung. Hier haben wir noch viel Luft nach oben. Umgekehrt ist die Neuroradiologie ein so spannendes Fach, mit vielfältigen diagnostischen und interventionellen Möglichkeiten, hohem Innovationspotential und vor allem vielen engagierten und vielversprechenden jungen Neuroradiolog:innen. Hier sehe ich ein riesiges Potential, neuroradiologische Forschung weiter auszubauen.
Lebenslauf Prof. Arnd Dörfler
Prof. Dr. med. Arnd Dörfler ist seit 2004 Professor für Neuroradiologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Direktor des Neuroradiologischen Instituts am Universitätsklinikum Erlangen. Nach dem Medizinstudium an der Universität Heidelberg und Zürich absolvierte er seine Ausbildung zum Radiologen und Neuroradiologen an den Universitätskliniken Heidelberg und Essen (1994 - 2004). Bereits seit 1994 im Rahmen seiner Promotion zur "Magnetresonanztomographie beim akuten experimentellen Schlaganfall" widmet er sich neuroradiologischen Forschungsthemen. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen auf dem Gebiet der multimodalen Neuro-Bildgebung, der Hochfeld-MRT mit einem Fokus auf funktionell-metabolischen Verfahren und der endovaskulären Therapie zerebrovaskulärer Erkrankungen. Neben seiner akademischen und klinischen Tätigkeit ist Prof. Dörfler in verschiedenen Fachgremien aktiv. Er war von 2016 bis 2018 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. und ist Mitglied im Direktorium der Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie. Seit 2018 gehört er dem Vorstand der Deutschen Röntgengesellschaft an. Sein Fachwissen teilt er regelmäßig durch Vorträge auf nationalen und internationalen Veranstaltungen sowie in digitalen Fortbildungs-Formaten.