Minimalinvasive Schlaganfallbehandlungen gestiegen: Neuroradiologie rettet Leben

Berlin, 24. April 2025. Anlässlich des Tages gegen den Schlaganfall am 10. Mai stellt die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e.V. (DGNR) aktuelle Ergebnisse aus dem Qualitätssicherungsregister vor: So ist die Zahl der dokumentierten Schlaganfallbehandlungen 2024 erneut deutlich gestiegen. Die interventionelle Neuroradiologie leistet damit einen immer größeren Beitrag zur Akutversorgung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten – ein wichtiges Signal für Versorgungssicherheit, aber auch für den steigenden Bedarf an spezialisierten Zentren und Fachkräften.

Neuroradiologie zentral in der Notfallversorgung
Die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) hat gemeinsam mit der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und Minimalinvasive Therapie (DeGIR) die aktuellen Behandlungszahlen des DeGIR-/DGNR-Interventionsregisters 2024 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Zahl der dokumentierten endovaskulären Schlaganfallbehandlungen mit 18.891 Fällen deutlich gestiegen ist. Auch die neuroradiologisch-interventionelle Behandlung komplexer Krankheitsbilder wie zerebraler Aneurysmen hat mit 5.631 Eingriffen im Jahr 2024 weiter zugenommen. Des Weiteren haben 586 Neuroradiologinnen und Neuroradiologen im Jahr 2024 die DeGIR-/DGNR-Qualifizierung zur minimalinvasiven Schlaganfalltherapie erhalten. Damit zeigt sich: Die moderne interventionelle Neuroradiologie ist längst ein wichtiger Baustein in der Notfallversorgung. In Deutschland wird die minimalinvasive Versorgung von Schlaganfallpatient*innen durch interventionell tätige Neuroradiolog*innen und Radiolog*innen sichergestellt.   

Prof. Dr. Peter Schramm, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e. V.
© UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Prof. Dr. Peter Schramm, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e. V. © UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein „Die aktuellen Zahlen belegen eindrucksvoll, welche zentrale Rolle die interventionelle Neuroradiologie in der akuten Schlaganfallversorgung spielt. Mit minimalinvasiven Katheterverfahren können verschlossene Hirngefäße in kurzer Zeit wiedereröffnet und bleibende Schäden oft verhindert werden. Die steigenden Fallzahlen zeigen nicht nur den medizinischen Fortschritt, sondern auch das Vertrauen, das Kliniken in diese hochspezialisierte Behandlung setzen“, erläutert Prof. Dr. Peter Schramm, Präsident der DGNR.

Thrombektomie
© UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Peter SchrammThrombektomie © UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Peter Schramm

Verlorene Zeit = verlorene Hirnfunktion

Ein Schlaganfall entsteht häufig, wenn ein Blutgerinnsel ein Hirngefäß verstopft. Dann zählt jede Minute – denn je länger das Gehirn ohne Sauerstoff bleibt, desto mehr Nervenzellen sterben ab. Bei bestimmten Formen des Schlaganfalls kann ein hochspezialisierter minimalinvasiver Eingriff Leben retten: die mechanische Thrombektomie.

„Die interventionelle Neuroradiologie ist ein zentraler Pfeiler der modernen Notfallmedizin – insbesondere bei Schlaganfällen zählt jede Minute. Dank des Qualitätssicherungsregisters können wir belegen, wie hochspezialisierte Eingriffe tagtäglich Leben retten und bleibende Schäden verhindern. Um diese Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen, braucht es jetzt gezielte Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung und politische Unterstützung. Denn in der Schlaganfallbehandlung gilt mehr denn je: Verlorene Zeit bedeutet verlorene Hirnfunktion“, resümiert Prof. Dr. Peter Schramm.

Qualitätssicherung durch auswertbare Daten
Seit 2018 ist das Qualitätssicherungsregister bei dem E-Health-Anbieter samedi® angesiedelt. Über 280 Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz dokumentieren ihre Eingriffe hier standardisiert und wissenschaftlich auswertbar​. Dies ermöglicht nicht nur Qualitätssicherung, sondern liefert auch eine wertvolle Datengrundlage für Forschung, Versorgungspolitik und Öffentlichkeitsarbeit.

Die DGNR ruft daher zum Tag gegen den Schlaganfall auch zu mehr politischem Engagement auf: Die flächendeckende Versorgung durch Netzwerke mit hochspezialisierten Behandlungszentren muss weiter ausgebaut werden. Zugleich braucht es gezielte Nachwuchsförderung und klare Karriereperspektiven im Bereich der interventionellen Neuroradiologie. 

Über die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR):
Die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e. V. (DGNR) ist die zentrale Fachgesellschaft für Neuroradiologinnen und Neuroradiologen im deutschsprachigen Raum. Gegründet wurde die DGNR 1967 und ist mit circa 2.000 Mitgliedern die größte neuroradiologische Organisation Europas. Angesichts eines dynamisch wachsenden Fachs mit ständig neuen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten setzt sich die DGNR für eine starke berufspolitische Vertretung sowie die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung ihrer Mitglieder ein.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung evidenzbasierter Leitlinien sowie dem interdisziplinären Austausch mit anderen medizinischen Disziplinen. Auf dem jährlich stattfindenden Kongress neuroRAD bringt die DGNR nationale und internationale Expertinnen und Experten zusammen, um aktuelle Entwicklungen in der Neuroradiologie zu diskutieren und neue Impulse für Klinik, Forschung und Praxis zu geben.

Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) stellt die DGNR mit ihren Mitgliedern die minimalinvasive Versorgung bei Schlaganfallpatient*innen in Deutschland sicher.